Der Landesjagdverband Hessen e.V. hat für die Verleihung des Staatsehrenpreises 2020 des Hessischen Umweltministeriums den Rotwildring Rotwildgebiet Hessischer Spessart vorgeschlagen. Die Übergabe wurde nun am 18.09.2022 durch den Präsidenten des Landesjagdverbandes Hessen e.V. Prof. Dr. Jürgen Ellenberger vorgenommen.
Die Arbeit der RRS-Arbeitsgruppe Lebensraumgestaltung
Die Tätigkeit der Arbeitsgruppe Lebensraum begann im Jahr 2011 mit Revierbegehungen im Hess. Forstamt Schlüchtern/ Salmünster unter der Leitung von FAL Jörg Winter und in den Revieren GJB Weiperz und priv. EJB Bernhardswald unter der Führung von Karl Roth.
Im Jahr 2012 folgten weitere Revierbegehungen im Hess. Forstamt Joßgrund unter der Leitung von FAM Klaus Pfeifer, sowie in den Revieren Bad Orb V und Bad Orb IV in Begleitung der Revierinhaber.
Hr. Landrat Pipa hat für das Projekt „Lebensraumgestaltung im „Rotwildgebiet Spessart“ die Schirmherrschaft übernommen. Bei der Revierbesichtigung in Bad Orb war Dipl. Biologe John Mewes als Vertreter des Landrates anwesend.
Als Grundlage für die fortführende Arbeit startete die Gruppe im Jahr 2012 eine Fragebogen-Aktion an die Inhaber von 78 Revieren des Rotwildgebietes Spessart mit einer Gesamtfläche von rd. 46 800 ha sowie den beiden Hess. Forstämtern Joßgrund und Schlüchtern.
Erfragt wurden Aussagen über Lebensraum, Ruhezonen, Wildeinstände, vorhandene Äsung, Temporäre Flächen und Störungen.
59 Revierinhaber und die beiden Hess. Forstämter Joßgrund und Schlüchtern haben den Fragebogen beantwortet zurückgesandt.
Das heißt von der Gesamtfläche des Rotwildgebietes Spessart mit 46 800 ha wurden 40 600 ha erfasst. 19 Reviere mit 6.204 ha haben sich an der Befragung nicht beteiligt.
Mit der Feststellung, anhand dieser Unterlagen, dass der Lebensraum des Rotwildes durch eine Vielzahl von Waldnutzern und Waldbenutzern belastet wird und der Erfordernis zu Ruhe-, Nahrungs-, und Sicherheitsbedürfnisses des Wildes nicht gerecht wird, arbeitet die Hegegemeinschaft an Konzepten und Maßnahmen um einen Interessensausgleich zwischen allen Parteien zu gestalten.
Die erkannte Korrelation zwischen Schadwirkungen (Schälschäden) durch das Wild bei fehlenden Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten im Lebensraum und unzureichendem Nahrungsangebot, erfordern die Mitwirkung aller Interessensgruppen.
Die Hegegemeinschaft Rotwildring Rotwildgebiet Spessart (RRS) und seine Jäger haben, gemäß den RRS-Richtlinien, die Verpflichtung einen gesunden, dem Lebensraum Wald und Flur angepassten, artenreichen Wildbestand sicher zu stellen und die Erhaltung, resp. Schaffung eines Lebensraumes für eine artgerechte Lebensweise des Rotwildes und weiterer im Spessart lebender Wildtiere hinsichtlich der Äsungsverhältnisse, Ruhebedürftigkeit, Sicherheitsbedürfnisse und Wandermöglichkeiten, zu unterstützen.
Unter anderem soll dadurch die Minimierung der Schadwirkung des Wildes auf forstlichen uns landwirtschaftlichen Kulturen erreicht werden.
Aus diesem Grund wird die Tätigkeit der RRS Arbeitsgruppe Lebensraum längerfristig angelegt.
Mitglieder der RRS - Arbeitsgruppe Lebensraum sind:
Stefan Auerbach Heinrich Bös
Ewald Brasch Manfred Flikschuh
Walter Geipel Klaus-Peter Henning
Rudolf Knoll Frank Missenharter
Klaus Pfeifer Norbert Pretz
Karl Roth Volker Reichhardt
Ralf Weisbecker
Leitung der Gruppe: Anneliese Merx
Im Vordergrund steht die Verbesserung des Lebensraumes und der Ruhezonen. Vorrang soll die Äsungsverbesserung mit dem Anlegen von beruhigten Äsungsflächen und Ruhebereichen haben. Will heißen: die bestellten Flächen sollen dem Wild im Wald - / Feldbereich (Feldrandbereich) ohne Jagddruck zur Verfügung stehen.
Im Jahr 2013 werden die erarbeiteten Ergebnisse und Zielsetzungen der AG Lebensraum in der Hauptversammlung mit einer Dokumentation vorgestellt.
Im Jahr 2014 hat die Arbeitsgruppe Lebensraum die Mitglieder des RRS zur Mitarbeit gebeten.
Anlässlich der RRS-Hauptversammlung meldeten sich sechs Revierinhaber, um auf 3 190 ha bejagbarer Gesamtfläche lebensraumverbessernde Maßnahmen einzuleiten.
1.Verp. Staatl. EJB Alsberg mit Angl.
Flächen: Wald: 380 ha Feld: 155 ha Wasser: 0 bejagbare Fläche 536 ha
2. GJB Altengronau-Jossa
Flächen: Wald 124 ha Feld: 557 ha Wasser: 21 ha bejagbare Fläche 699 ha
3. Verp. Staatl. EJB Hirschbach
Flächen: Wald: 385 ha Feld: 0 Wasser: 0 bejagbare Fläche 385 ha
4. GJB Bellings
Flächen: Wald: 213 ha Feld: 359 ha Wasser: 7 ha bejagbare Fläche 573 ha
5. GJB Salmünster I
Flächen: Wald: 231,2 ha Feld: 162,8 ha Wasser:0,8 ha bejagbare Fläche 395 ha
6. EJB Bad Orb III
Flächen: Wald: 538,5 ha Feld: 65 ha Wasser: 0 ha bejagbare Fläche 604 ha,
Für eine fachlich qualifizierte Beratung in den Revieren konnte Wildmeister Artur Amann, Weiterstadt, (Landesjagdverband Hessen e.V.) gewonnen werden.
In zwei Tages-Exkursionen im April und Mai 2014 trafen sich die vorgenannten Revierinhaber, RRS-Vorstandsmitglieder, die Mitglieder der AG Lebensraum mit dem Fachexperten Amann zu einer umfassenden Revierbesichtigung mit Revierberatung, mit dem Ziel der Verbesserung des Lebensraumes sowie sinnvoll eingerichtete Ruhezonen und der Anlage gut gestalteter Reviereinrichtungen.
Auf Basis vorher erstellter Bodenanalysen wurden Tipps für die Anlage und Bewirtschaftung geeigneter Dauergrünäsungsflächen erarbeitet.
Auch nicht geeignete Flächen wurden identifiziert und von nicht zielführenden Investitionen abgeraten.
Diese Maßnahme wurde von der Hegegemeinschaft RRS finanziell unterstützt.
Im gleichen Jahr wurden in weiteren Revieren zusätzliche Äsungsflächen angelegt bzw. vorhandene Flächen werden professioneller bewirtschaftet.
Laut Wildmeister Amann gilt der Grundsatz: Wenn in einem Revier nicht gefüttert wird, benötigt man für ein Stück Rotwild eine Fläche von ca. 1 500 qm. Diese Zahl ergibt sich aus dem Nahrungsbedarf für ein Stück Rotwild. Hier sei noch einmal erwähnt, dass füttern von Heu und Grassilage ganzjährig erlaubt ist.
Zurückgehende Schälschäden und Schäden im Feldbereich werden mit Sicherheit als Erfolg der eingeleiteten Maßnahmen zu erkennen sein.
Hervorzuheben sind hierbei die Maßnahmen in den Hessischen Forstämtern Jossgrund und Schlüchtern bei denen Dauergrünäsungsflächen neu geschaffen wurden und somit eine gute Vernetzung der Äsungsflächen stattfindet.
Auch im Jahr 2015 haben sich erneut acht weitere Spessart-Reviere mit einer Jagdfläche von 3.109 ha zur Mitarbeit bereit erklärt und man besichtigte an zwei Tagen im April und Mai entsprechende Flächen.
1.Verp. Staatl. EJB Alteburg - Rev. Nr. 12201 -
Flächen: Wald: 230 ha Feld: 18 ha bejagbare Fläche 248 ha
2. EJB Bad Orb I – Rev. Nr. 22001 -
Flächen: Wald: 403 ha Feld: 13 ha bejagbare Fläche 416 ha
3. EJB Bad Orb II – Rev. Nr. 22002 –
Flächen: Wald: 349 ha Feld: 1 ha bejagbare Fläche 349 ha
4. GJB Kassel-Biebergemünd – Rev. Nr. 23005 -
Flächen: Wald: 61 ha Feld: 398 ha bejagbare Fläche: 460 ha
5. EJB Bernhardswald – Rev. Nr. 25008 -
Flächen: Wald 134 ha Feld: 14 ha bejagbare Fläche: 148 ha
6. Verp. Staatl. EJB Hüttberg – Rev. Nr. 12102 -
Flächen: Wald 289 ha Feld: 0 ha bejagbare Fläche: 289 ha
7. GJB Flörsbach – Rev. Nr. 24001 -
Flächen: Wald: 270 ha Feld: 175 ha bejagbare Fläche: 446 ha
8. GJB Lohrhaupten II – Rev. Nr. 24004 -
Flächen: Wald: 356 ha Feld: 396 ha bejagbare Fläche: 753 ha
Wildmeister Artur Amann (Foto) konnte den Revierinhabern wiederum wertvolle Ratschläge zur Verbesserung der Lebensräume und der Neuanlage von Dauergrünäsungsflächen geben.
In zwei Eigenjagdbezirken, kam im Waldbereich, die Große Forstfräse zum Einsatz, um Flächen für die Anlage von Dauergrünäsungsflächen vorzubereiten.
Inzwischen sind bereits, wie im Vorjahr, Rückmeldungen über erfolgreich durchgeführte Äsungsverbesserungen und gestaltete Ruhezonen aus den Revieren eingegangen.
Im Jahr 2016 trifft sich die Arbeitsgruppe im EJB Bad Orb II. Hier entstanden im vergangenen Jahr nach dem Einsatz der großen Forstfräse neue Äsungsflächen, die nach weiterer Bearbeitung (Mulchen) und Einsaat mit einem Klee-Grasgemisch einen sehr guten Grundaufwuchs zeigt. Die Fläche wird bereits vom Wild sehr gut angenommen.
Besichtigt wird weiterhin eine im EJB I liegende Fläche, die in einer Ruhezone liegt und sich als wertvolle Äsungsfläche erweisen könnte. Hier müsste die große Forstfräse zum Einsatz kommen um die Fläche einsaatgerecht vorzubereiten. Mit dem Dank an alle Beteiligten, eingeschlossen auch die Stadt Bad Orb, welche die RRS Arbeitsgruppe Lebensraum unterstützt, endet dieser Vormittag.
Wie auch mit der Erkenntnis, dass nur mit ständigem Arbeitseinsatz, bei entsprechender Finanzierung, wertvolle Äsungsflächen entstehen können.
Im Jahr 2017 werden die bereits angelegten Äsungsflächen in vielen Revieren, wie durch Rückmeldungen bestätigt wird, weiter intensiv bearbeitet.
Im Jahr 2018 entsteht im staatl. EJB Bellinger Berg nach intensiver Bodenbearbeitung und Vorbereitung einer Aufforstungsfläche durch Einsaat mit einer hochwertigen Blumenmischung diese große wunderschön vielfältig blühende Fläche.
Mit der zielführenden Zusammenarbeit zwischen dem RRS-Vorstand, allen teilnehmenden Revierinhabern, den beiden Hess. Forstämtern, Herrn Wildmeister Amann und last but not least allen Mitstreitern der RRS AG Lebensraum wird die Arbeit zum Wohle des Wildes im Spessart fortgesetzt.
Anm.: Komplette Fotoberichte sind auf der RRS Internetseite einzusehen.
Anneliese Merx